Diginautis

Aufgrund der hohen Mediennutzungszeiten bei Kindern, die in den langen Corona-Lockdownphasen nochmals gestiegen sind, hat die Suchthilfe Aachen Fördermittel zur Entwicklung eines Angebotes zur Prävention exzessiver Mediennutzung für Grundschulkinder beantragt und bewilligt bekommen. Seit der Bewilligung sind wir nun bei der Entwicklung und der Ausgestaltung des neuen Projektes „Diginautis“ zur Prävention exzessiver Mediennutzung bei Kindern in der Grundschule.

Gemeinsam mit den Kindern brechen fortgebildete Lehrpersonen oder schulsozialarbeiter in jeder Unterrichtseinheit zu einem Ausflug ins „Digiversum“ auf. Beim Digiversum handelt es sich um die Welt der digitalen Medien, die die Kinder als kleine „Forscher-Helferlinge“ mit uns erkunden. Jede Reise beinhaltet verschiedene Aufgaben, durch die sie zu „Diginautis“ ausgebildet werden.

Diginautis besteht aus fünf Unterrichtseinheiten à 1,5 Stunden. Hier finden Sie einen groben Überblick:

Einheit 1 – Aufbruch ins Digiversum

  • Einführung in die Forschungsreise
  • Welche Medien kennen wir?
  • Vor- und Nachteile digitaler Medien

Einheit 2 – Gefühle im Digiversum

  • Welche Gefühle kenne ich an mir?
  • Welche guten und negativen Gefühle können Medien auslösen?
  • Abschluss-Achtsamkeitsübung

Einheit 3 – Gruppendruck im Digiversum

  • Was mache ich in digitalen Medien nur, weil es andere machen?
  • Wie kann ich lernen, Nein zu sagen?
  • Abschluss-Achtsamkeitsübung

Einheit 4 – Glücksgefühle im Digiversum

  • Von Glücksgefühlen und Suchtgefahren
  • Was macht mich außerhalb von Medien glücklich?
  • Abschluss-Achtsamkeitsübung

Einheit 5 – Medien-Alternativen und Safety-Tipps fürs Digiversum

  • Welche Alternativen zum Medienkonsum gibt es?
  • Wie kann ich Medien sinnvoll und souverän nutzen?
  • Verleihung der Urkunden/ Verabschiedung

Am Ende jeder Einheit (oder am Ende der gesamten Reihe) füllen die Kinder ein Arbeitsbüchlein mit kleinen Schreib- und Malübungen aus und fassen so ihre Erkenntnisse zusammen. Die Inhalte regen dazu an, auch außerhalb der Schulzeit in der Familie über das Thema digitale Medien zu sprechen und gemeinsam Familienregeln zum gesunden Umgang mit Medien zu entwickeln.

Die Hintergründe

Schon vor Corona zeigten Studien, dass bereits 20% der 7-Jährigen ein eigenes Smartphone besitzen (Bitkom). Drei von vier Kindern (75%) haben ab 10 Jahren ihr eigenes Gerät. 75% der Grundschulkinder in der 4. Klasse zählen als regelmäßige Internetnutzer. Fast alle Kinder im Grundschulalter sind mehrmals pro Woche im Internet. Das zeigt, dass nicht erst ab dem Jugendalter, sondern bereits immer früher der Konsum digitaler Medien interessant ist und Maßnahmen der Suchtprävention in der Grundschule, vor dem Übergang zur weiterführenden Schule, relevant werden.

Gleichzeitig sorgen sich Eltern, Schulsozialarbeiter und Lehrer und haben häufig wenige Ideen und Vereinbarungen, wie Kinder und Jugendliche einen souveränen (d.h. maßvollen und zielgerichteten) und damit gesunden Medienkonsum erlernen können:

  • Welche digitalen Medien sind angemessen für Kinder und Jugendliche?
  • Wie sieht ein maßvoller, souveräner Umgang mit digitalen Medien aus?
  • Was sind Schutzfaktoren, um einem riskanten Nutzungsverhalten vorzubeugen?
  • Wie können Eltern und Lehrer Kinder/Jugendliche in der medialen Welt begleiten?

Homeschooling, das Wegfallen von Hobbies und gewohnten Strukturen sowie ein von Langeweile geprägter Alltag sorgten während der Corona-Pandemie nochmal verstärkt dazu, dass das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen drastisch gestiegen ist. Gaming und soziale Medien werden vor allem genutzt, um Langeweile zu bekämpfen oder soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Rund ein Drittel der Jungen und Mädchen will laut DAK-Studie „Mediensucht 2020 – Gaming und Social Media in Zeiten von Corona“ online aber auch der „Realität entfliehen“ oder Stress abbauen.

Viele Eltern waren (und sind es noch) mit dem digitalen Schub in den Schulen und ihren unbeschäftigten Kindern zu Hause – bei gleichzeitiger Arbeit im Homeoffice – überfordert. Die Konsequenz: Laut DAK-Studie geben 50% der Eltern an, dass es in ihrer Familie vor und verstärkt seit der durch das Coronavirus verursachten Pandemie keine zeitlichen Regeln für die Mediennutzung gibt. Kinder werden häufig mit Medien alleine gelassen und evtl. Absprachen zum Medienkonsum nicht oder nicht konsequent eingehalten, was das Erlernen eines souveränen, gesunden Umgangs mit Medien erschwert. Nun, wo Schule wieder stattfindet und viele Lockerungen eingetreten sind, kommen viele Kinder und Jugendliche nicht zurück in ihren Alltag vor Corona. Sie verharren in ihrem zum Teil exzessiven Medienverhalten. Eine gesunde Balance zum Thema Medien wird in vielen Familien nicht entwickelt, bzw. nicht wiederhergestellt. Deshalb sehen wir gerade jetzt die Notwendigkeit, Maßnahmen der Mediensuchtprävention für Kinder und Jugendliche durchzuführen, ihre Eltern zu fördern und zu unterstützen und eng mit Multiplikatoren zu kooperieren.

Unsere Angebote im Bereich der Prävention exzessiver Mediennutzung

  • digitale Elternabende für Eltern, deren Kinder die weiterführende Schule besuchen zum Thema „Generation Smartphone – zwischen Medienkompetenz und Mediensucht“
  • digitale Lesung „Mein fremdes Kind – Wie wir die Computerspielsucht unseres Sohnes überwanden. Über Vertrauen und Wege aus der Abhängigkeit.“ mit Ulrike Wolpers
  • Methodenkoffer-Schulung „What´s on“ für Multiplikatoren
  • digitaler Elternabend für Eltern, deren Kinder die Grundschule besuchen zum Thema „Diginautis – zwischen Medienkompetenz und Mediensucht“
  • Fachtag zum Thema „exzessive Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen“

Sprechen Sie uns gerne an.

 

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