Weltfrauentag: Die stille Sucht der Frauen

veröffentlicht am 08.03.2021

Da Suchterkrankungen bei Frauen und Männern neben Gemeinsamkeiten auch viele Unterschiede in Bezug auf Ursachen, Ausprägungen und Verläufen aufweisen, informiert die Suchthilfe Aachen anlässlich des Weltfrauentages am 8. März über frauenspezifische Angebote in der Suchtberatung und –therapie.

„Frauen neigen in der Tendenz eher zu ‚leiseren‘ Suchtmitteln, fallen beispielsweise mit ihrem Alkohol- oder Medikamentenkonsum oder einer Essstörung lange Zeit nicht auf“, weiß Ruth Schwalbach, Suchttherapeutin. „Oft tragen sie auf ihren Schultern Mehrfachbelastungen wie Beruf, Kindererziehung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen.“ Suchtentwicklungen wie die von Christine (Name geändert) hören die Mitarbeiterinnen der Suchthilfe daher häufig: „Nach einem vollen Tag wollte ich abends endlich abschalten und in Ruhe einschlafen können. Das ging mit zunehmender Erschöpfung aber nur mit ein bis zwei Gläsern Wein. Mit Sekt habe ich dann tagsüber versucht, meinen Antrieb zu steigern und zu funktionieren. Mit den Jahren wurde der Konsum allmählich immer mehr, bis sich eine Sucht entwickelte.“

Spezielle Hilfen für Frauen
Frauen wie Christine können die Angebote der Suchthilfe Aachen nutzen und dabei wählen, ob sie mit einem Berater oder einer Beraterin sprechen möchten. In der Frauenorientierungsgruppe, angeleitet von einer Suchttherapeutin und einer Vertreterin der Selbsthilfe, können sie sich mit anderen Betroffenen austauschen und Wege aus der Sucht kennen lernen. „Zu sehen, dass es anderen Frauen auch so geht, kann eine heilsame Erfahrung sein“, erklärt Ulrike Heuft, ebenfalls Suchttherapeutin. „In der Gruppe erfahren die Frauen Verständnis und Unterstützung auf ihrem Weg in die Abstinenz.“ Im Anschluss an diese Gruppe ist die Vermittlung in eine stationäre Therapieeinrichtung möglich, in der Betroffene in Ruhe gesundwerden können. „Wer im Alltag stabil abstinent sein kann, für den kann auch eine ambulante Therapie in unserer Einrichtung eine Möglichkeit sein“, ergänzt Ulrike Heuft. „Diese Form der Behandlung kann bei uns ebenfalls in einer reinen Frauengruppe stattfinden.“ Für dieses Angebot hat sich auch Christine entschieden: „In der Gruppe fühle ich mich verstanden und geborgen“, resümiert sie nach einem halben Jahr. „Mit der Abstinenz bin ich bei mir selbst angekommen. Ich bin befreit von der Abhängigkeit und dem Verstecken meiner Sucht.“

Frauen stärker durch Corona belastet
Die Corona-Pandemie verstärkt die belastende Situation für viele Frauen. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung liegt der Frauenanteil in den systemrelevanten Berufsgruppen bei knapp 75 Prozent. Als Kranken- und Altenpflegerinnen, Erzieherinnen, Verkäuferinnen sind sie einem erhöhten Infektionsgeschehen ausgesetzt, zudem in diesen „typischen Frauenberufen“ schlechter bezahlt.
Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos bestätigt eine traditionelle Rollenzuweisung in der Corona-Krise: Frauen bewältigen zum überwiegenden Teil die Haus- und Familienarbeit, betreuen die Kinder und kümmern sich um das Homeschooling. Fast die Hälfte der Frauen fühlt sich dadurch an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht.

Frauen, Alkohol und Gesundheitsrisiken
Alkohol ist ein Zellgift, das grundsätzlich alle Organe schädigen kann. Bei Frauen können die Folgen des Alkoholkonsums stärker sein als bei Männern. Beispielsweise ist der Anteil an Körperflüssigkeit, auf die sich Alkohol im Körper verteilen kann, bei Frauen geringer. Dadurch liegt die Blutalkoholkonzentration bei gleicher Alkoholmenge höher als bei Männern. Zudem bauen Frauen Alkohol langsamer ab. Für diesen Prozess wird in der Leber das Enzym Alkoholdehydrogenase benötigt, das bei Frauen in geringerer Menge vorliegt. Daher kann es bei ihnen schneller zu alkoholbedingten Leberschäden und auch Leberkrebs kommen.
Darüber hinaus steigt bei Frauen durch Alkoholkonsum das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Studien belegen, dass Alkohol die Produktion von Östrogen fördert, was wiederum das Brustkrebsrisiko erhöht. In Schwangerschaft und Stillzeit oder wenn Frauen schwanger werden möchten, ist beim Konsum besondere Vorsicht geboten. Die sicherste Wahl ist alkoholfrei zu bleiben, da Alkohol zu schwerwiegenden Folgen für die Entwicklung des Embryos und zu bleibenden Schädigungen beim Kind führen kann.

Empfehlungen für einen risikoarmen Alkoholkonsum für Frauen
Grenzwert für einen risikoarmen Alkoholkonsum ist bei gesunden erwachsenen Frauen maximal ein kleines Glas Bier oder Wein täglich. Mindestens zwei Tage pro Woche sollte gar kein Alkohol getrunken werden, damit sich nicht schleichend eine Alkoholabhängigkeit entwickeln kann.

 

Ruth Schwalbach

Ansprechpartnerin

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Sorica Amann

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