Cannabiskonsum in der Coronapandemie

veröffentlicht am 23.02.2021

Zur Bewältigung der Corona-Krise neigen viele Menschen zu einem erhöhten Konsum von Alkohol, Tabak, Medien und Glücksspielsucht. Jetzt zeigt eine Studie, wie sich die Konsumzahlen im Bereich von Cannabis in Zeiten von Corona verändern.

„In einer Wiederholungsbefragung der Universität Amsterdam wurden 120 Cannabiskonsumierende mit 63 cannabisabstinenten Kontrollpersonen verglichen. Die erste Befragung fand statt, bevor das gesellschaftliche Leben heruntergefahren wurde, die zweite Befragung erfolgte während des Lockdowns im Frühjahr 2020. Den Befragungen zufolge haben viele Teilnehmende der Studie im Lockdown deutlich weniger Menschen im realen Leben getroffen. Davon betroffen waren vor allem die Kontakte zum Freundeskreis. Zugenommen haben hingegen die Online-Kontakte. Allerdings bemängeln die Teilnehmenden der Studie, dass die Qualität ihrer Kontakte abgenommen habe. Online kann offline offenbar nur bedingt ersetzen. Diese Entwicklung blieb nicht ohne Folgen.

Das Forschungsteam um Janna Cousijn stellte fest, dass Gefühle von Einsamkeit stark zugenommen haben. Sowohl Cannabiskonsumierende als auch abstinente Personen fühlten sich im ersten Lockdown im Frühjahr einsamer als vorher. Zudem haben sich beide Personengruppen Sorgen gemacht, sowohl über die Möglichkeit einer Infektion als auch über finanzielle Konsequenzen, die ihnen persönlich infolge der Corona-Krise drohen. Allerdings sind die untersuchten Personengruppen unterschiedlich mit ihrer Situation umgegangen.

Während des Lockdowns haben die Personen der Cannabisgruppe ihren Cannabiskonsum bedeutsam gesteigert. Dies betraf nicht so sehr die Anzahl an Konsumtagen. Die lag mit durchschnittlich 20 Tagen im Monat ohnehin schon vergleichsweise hoch. Vielmehr haben Konsumierende die Menge gesteigert, also mehr Joints oder Bongs am Tag geraucht und mehr Cannabis dabei verbraucht als sonst. Dazu ist wichtig zu wissen, dass der Verkauf von Cannabis in den niederländischen Coffee Shops auch im Lockdown möglich war.

Die Zunahme des Cannabiskonsums scheint vor allem von dem Wunsch angetrieben zu sein, sich besser zu fühlen. In der Befragung während des Lockdowns wurden deutlich häufiger entsprechende Konsummotive genannt. Dies sei nach Einschätzung des Forschungsteams vermutlich auf die Langeweile zurückzuführen, die sich im Zuge der sozialen Isolation breit gemacht hat.

Eine kanadische Studie, die ebenfalls vor und während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 durchgeführt wurde, kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Demnach haben Cannabiskonsumierende, die sich im Lockdown in soziale Isolation begeben haben, im Schnitt 20 Prozent mehr gekifft als befragte Personen, die sich nicht isoliert haben. Eine verstärkte Neigung zum Kiffen zeigten vor allem jene Personen, die von sich sagen, dass sie Cannabiskonsum benutzen, um mit depressiven Gefühlen fertig zu werden.

Langeweile und Einsamkeit werden auch in einer weiteren Studie aus den Niederlanden für den verstärkten Griff zum Joint verantwortlich gemacht. Studienleiterin Margriet van Laar und ihr Team haben über 1.500 Cannabiskonsumierende online befragt. Demnach haben 41 Prozent ihren Konsum gesteigert, 49 Prozent haben auf dem üblichen Niveau weiter gekifft und nur 7 Prozent haben reduziert. Von den Personen, die ihr Konsummuster beibehalten haben, waren viele ohnehin bereits tägliche Kiffer. In der Corona-Krise haben aber auch Menschen ihren Cannabiskonsum gesteigert, die bislang nur gelegentlich kifften.

Margriet van Laar und ihr Team stellten ebenso wie das Forschungsteam der Universität Amsterdam fest, dass die Befragten nicht nur an mehr Tagen während des Lockdowns kifften. Die Befragten gaben auch an, mehr Joints pro Tag geraucht zu haben. Das Rauchen gilt jedoch als Risikofaktor für schwere Krankheitsverläufe mit COVID-19. Dies gilt insbesondere für Cannabiskonsumierende, da die meisten gleichzeitig auch Tabak rauchen. In der Online-Befragung unter der Leitung von Margriet van Laar nannten etwa neun von zehn Befragte das Rauchen von Cannabis, gemischt mit Tabak, als bevorzugte Konsummethode.“

 

Quelle: https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/zunahme-des-cannabiskonsums-in-der-corona-krise/, abgerufen am 01.02.2021

 

 

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