Presseinfo: Corona als Nährboden für Süchte

veröffentlicht am 01.02.2021

Der Konsum von zum Beispiel Alkohol ist in Zeiten persönlicher, aber auch gesellschaftlicher Krisen ein bei vielen Menschen gelernter Bewältigungsmechanismus. Denn Alkohol kann zunächst Ängste und Sorgen abmildern, entspannen und beruhigen. Das bestätigt auch Julia Pirwitz, Leiterin der Suchtberatung der Suchthilfe Aachen: „Die Corona-Krise ist eine außergewöhnliche Situation für uns alle. Bei verletzlichen Menschen kann sie jedoch im besonderen Maße den Hang zum Konsum von Suchtmitteln befördern. Dazu gehören beispielweise depressive Menschen, solche, die schon vor Corona allein zu Hause getrunken haben oder auch trockene Alkoholiker.“ Aber auch für die, die sich in dieser Aufzählung nicht wiederfinden, könne ein länger andauernder erhöhter Alkoholkonsum zu seelischen und körperlichen Risiken, langfristig auch zu einer Abhängigkeit führen. Zudem kann es durch die neurobiologischen Veränderungen im Rahmen eines chronisch erhöhten Alkoholkonsums in Kombination mit sozialem Stress und Ängsten zu einer Zunahme von Aggressionen kommen. „Das lässt auch die Gefahren für das Umfeld derer, die mehr Alkohol konsumieren, steigen. Dazu gehören beispielsweise unsere Feuervögelchen“, ergänzt Matthias Schreiber, Einrichtungsleiter bei „Feuervogel – Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien“.

Konsum von Alkohol und Tabak gestiegen

Laut Marktforschungsinstitut GfK wurde im ersten Lockdown etwa ein Drittel mehr Wein gekauft als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bei den Spirituosen betrug die Steigerung rund 31 Prozent, bei Bier 11,5 Prozent. Dass sich der Alkohol- und Tabakkonsum in Deutschland mit Corona verändert hat, belegt auch eine Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim und der Universitätsklinik Nürnberg. Demzufolge tranken 37,4% der Befragten seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen mehr Alkohol. 42,7% der Studienteilnehmenden konsumierten mehr Tabak als zuvor.

Corona befeuert Online- und Glücksspielsucht

Als der Lockdown begann, verzeichneten auch beispielsweise Onlinepokerportale Umsatzsprünge von über 50 Prozent. „Wir sehen, dass durch die Corona-Pandemie zahlreiche unserer Klienten auf Glücksspiele im Internet umgestiegen sind“, so René Fischer, Suchttherapeut bei der Suchthilfe Aachen. „Problematisch ist dabei, dass Betroffene grenzenlos zu jedem Zeitpunkt und von jedem Ort aus spielen und dabei extrem hohe Einsätze verzocken können.“ Gründe seien vor allem der Wegfall vieler Freizeitmöglichkeiten und die veränderte Tagesstruktur – gerade bei denen, die im Homeoffice arbeiten. „Bei vielen entsteht Einsamkeit und Langeweile, sodass gerade gefährdete und süchtige Spieler auf der Suche nach Nervenkitzel noch exzessiver spielen als sonst“, ergänzt René Fischer.

Angebote der Suchthilfe während der Pandemie

Es ist daher wichtig, schon während der Akutphase der COVID-19-Pandemie über die Risiken und möglichen Langzeitfolgen eines vermehrten Konsums von Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Onlinemedien zu informieren. „Daher bieten wir Schulen und Unternehmen auch und gerade jetzt vielfältige digitale Lösungen zur Suchtprävention im Homeschooling und Homeoffice an“, erläutert Yvonne Michel von der Fachstelle für Suchtprävention. „Daneben halten wir unsere Beratungs- und Therapieangebote während des aktuellen Lockdowns in allen unseren Einrichtungen hauptsächlich telefonisch und digital, zum Teil unter strenger Einhaltung der Hygienestandards auch in Präsenz im Einzel- und Gruppensetting aufrecht.“ Gerade die Online-Angebote will die Suchthilfe Aachen zukünftig noch weiter ausbauen, um die Menschen frühzeitig und niedrigschwellig zu erreichen.

Suchthilfe Aachen mit den Einrichtungen
– Suchtberatung und Fachstelle für Suchtprävention
– Jugend- und Drogenberatung
– Feuervogel – Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien
– Troddwar mit dem Angebot Querbeet
www.suchthilfe-aachen.de

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Julia Pirwitz

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Julia Pirwitz

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Yvonne Michel

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