Start der Beitragsreihe „Arbeit und Gesundheit“

veröffentlicht am 16.11.2020

Herzlich Willkommen zum ersten Artikel der Blogbeitragsreihe „Arbeit und Gesundheit“ der Suchthilfe Aachen. Durch die Corona-Pandemie musste unsere Herbstfortbildung, die eigentlich diesen Mittwoch hätte stattfinden sollen, ausfallen. (Als neuen Termin planen wir den 05. Mai 2021.) Mit dieser Beitragsreihe möchten wir uns trotzdem aus verschiedenen Blickwinkeln schon mal etwas dem Thema nähern und Sie neugierig machen.

In dieser Woche wird jeden Tag ein Beitrag, ein Artikel oder ein Interview zu einem bestimmten Thema rund um den Komplex „Arbeit und Gesundheit“ erscheinen. So wurden beispielsweise Interviews geführt mit zwei Psychologinnen der arbeitsmedizinischen Praxis Dr. Suchodoll zu der Frage, ob und wie Arbeit gesund halten kann sowie mit einer Person, die von Burnout betroffen ist und über ihre Krankheit spricht.

Im heutigen Beitrag wollen wir erste Zusammenhänge zwischen Arbeit und Gesundheit herstellen. Dazu hat unser Praktikant, Jannik Weidemann (Sozialarbeiter in der Ausbildung) im Rahmen seines Praxisprojektes an der KatHo Aachen eine Online-Umfrage durchgeführt.

Eine elementare Frage zum Thema „Arbeit und Gesundheit“ ist, ob Arbeit der Gesundheit eher zuträglich oder eher abträglich ist. Also: Macht Arbeit gesund oder krank?

  • Laut unserer kleinen Umfrage sehen 55% der Befragten einen positiven, 36% einen negativen Einfluss ihrer Arbeit auf die eigene Gesundheit.  9% konnten keinen Einfluss auf ihre Gesundheit feststellen.
  • Da Gesundheit sich sowohl auf körperliche als auch auf seelische Aspekte bezieht, ist folgende Differenzierung nochmal interessant: Im Hinblick auf die physische Gesundheit gaben 61% einen negativen Einfluss, 26% gar keinen Einfluss und nur 9% einen positiven Einfluss an.
  • Viele haben dabei die Ressourcen im Blick, die sie aus ihrer Arbeit beziehen können, wie beispielsweise das Gefühl der eigenen Produktivität und die Ordnung der Tagesstruktur.

Ein Produktivitätsempfinden und eine geregelte Tagesstruktur haben große Wirkung auf die Psyche der Menschen. Selbstwirksamkeitserleben wirkt bestätigend und damit auch stabilisierend auf die eigene Identität. Dies führt zu einer höheren Stressresistenz und ist damit auch vorbeugend gegen psychische Erkrankungen. Hier sind also erste Anhaltspunkte, dass Arbeit eine gesundheitsfördernde Wirkung hat.

Aber auch Stressoren spielen eine große Rolle im Hinblick auf das Gesundheitempfinden. Stressoren sind Situationen oder Aspekte, die psychischen Stress auslösen und somit in großer Zahl oder intensiver Form psychische Krankheiten auslösen können. Ein großer Stressor, der von vielen arbeitenden Menschen empfunden wird, ist Arbeitsstress. In unserer Umfrage gaben beispielweise 55% der Befragten an, dass sie der Arbeitsstress in ihrer Zufriedenheit beeinträchtigt. Sie übertragen den Stress auch auf ihr Privatleben, was potentiell gesundheitsschädigend sein kann.

Fazit

Es zeigt sich, dass Arbeit kein ‚entweder oder‘-Verhältnis im Bezug auf Gesundheit hat, sondern ein ‚sowohl als auch‘. Entscheidend sind beispielsweise die individuellen Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz. Als gesundheitsschädliche Faktoren bei der Arbeit gelten allgemein  eine schädliche Körperhaltung am Arbeitsplatz oder erhöhter Lärm. Um Mitarbeitende hier zu schützen, gibt es  Regelungen und Gesetze zur Arbeitssicherheit.

Häufiger spielen jedoch subjektive Faktoren eine Rolle, die die Gesundheit beeinträchtigen. Dies liegt u.a. auch daran, dass Stress nicht von jedem Menschen gleich erlebt wird. Was der eine als Stressor und potentiell gesundheitsschädlich erlebt, erlebt jemand anderes vielleicht als antreibend und als Ressource. Daher ist es auch kaum möglich, definitive und allgemeingültige Antworten zu formulieren, ob Arbeit gesund hält oder krankmacht – es gibt zu viele subjektive Aspekte, die die Frage beeinflusst. Der Frage, wann und wie Arbeit einen Einfluss auf die Gesundheit hat, gehen wir in den folgenden Tagen durch die Artikel „Arbeit hält gesund“ und „Macht Arbeit krank?“ weiter nach.

Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Frage ist für viele Menschen auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – auch Work-Life-Balance genannt. In der Umfrage haben wir auch gefragt, wie sehr die Arbeit der Befragten eine positive Work-Life-Balance ermöglicht. Eine positive Work-Life-Balance deutet beispielweise daraufhin, dass Arbeit und das eigene Sozialleben wie Familie oder Partnerschaft gut zusammen funktionieren. Dies reduziert Stressoren, die entstehen können, wenn entweder die Arbeit unter dem Sozialleben oder das Sozialleben unter der Arbeit leidet. Eher zufrieden oder Zufrieden mit ihrer Work-Life-Balance sind in dieser Umfrage 65% der Befragten. Eher unzufrieden oder unzufrieden sind  15% , unentschlossen sind 20%.

Zum Thema der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben wird diese Woche, auch aufgrund der aktuellen Corona-Situation, ein Artikel zum Thema Home-Office erscheinen. Dieser wird durch ein Interview mit einer Person, die von ihren persönlichen Home-Office Erfahrungen erzählt, erweitert.

Wir hoffen, dass wir Ihr Interesse am Thema ‚Arbeit und Gesundheit‘ mit dieser breiten Perspektive wecken können und wünschen Ihnen viel Spaß mit den folgenden Artikeln.

 

Verfasser dieses Textes: Jannik Weidemann, Sozialarbeiter in der Ausbildung, Praktikant der Suchthilfe Aachen

Photo by National Cancer Institute
Yvonne Michel

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Yvonne Michel

Einrichtungsleitung, Fachkraft für betriebliche Suchtprävention

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