Ein Fallbeispiel: Frau S., alkoholabhängig mit psychischen Erkrankungen

veröffentlicht am 27.07.2018

Frau S. begann nach ihrer Entlassung aus der stationären Entwöhnungsbehandlung eine Nachsorgemaßnahme in unserer Einrichtung. Für sie war es bereits die zweite stationäre Entwöhnungsbehandlung. Neben ihrer Suchterkrankung war die Patientin an einem posttraumatischen Belastungssyndrom, einer Zwangsstörung sowie an einer Depression erkrankt. Frau S. konnte sich sehr gut in die Nachsorgegruppe integrieren. Von Beginn an litt Frau S. häufig unter Suchtdruck, konnte dies jedoch in der Gruppe thematisieren und Rückfallstrategien erarbeiten.

Im zweiten Monat der Behandlung erhielt ich einen Anruf von Frau S. Weinend berichtet sie, dass Sie am Wochenende rückfällig geworden sei und Medikamente in suizidaler Absicht genommen habe. Sie sei seit gestern im Aachener Klinikum auf der geschützten Station, wolle aber auf jeden Fall weiter in die Nachsorgegruppe kommen. Die Gruppe sei ihr sehr wichtig und sie habe Angst, dass sie nun nicht mehr kommen dürfe. Frau S berichtete., dass sich ihr Partner von ihr getrennt habe. Daraufhin sei sie in Verzweiflung gestürzt, habe getrunken und Tabletten genommen. Nach Gesprächen mit den behandelnden Ärzten sowie Verhandlungen mit dem Kostenträger konnte die Patientin unsere Nachsorgegruppe weiter besuchen.

Begleitend gab es besonders zu Beginn Einzelgespräche sowie Angehörigengespräche mit dem Bruder und dem erwachsenen Sohn der Patientin. Ziel war es, für die weitere Sicherheit der Patientin zu sorgen. Aufgrund ihrer komorbiden Störungen benötigte die Patientin auch im weiteren Verlauf der Nachsorgemaßnahme eine intensive Begleitung, konnte sich aber zunehmend stabilisieren. Sie knüpfte Freundschaften zu anderen Frauen aus der Nachsorgegruppe und besuchte regelmäßig eine Selbsthilfegruppe. Frau S. absolvierte die gesamte weitere Behandlung ohne weitere Rückfälle und konnte erfolgreich abschließen. Auch sie kam zu unserer Weihnachtsfeier und genoss den Nachmittag mit den Therapeuten und Mitpatienten.

Foto: Kristina Tripkovic/ Unsplash