Digitale Medien verursachen Entwicklungsstörungen

veröffentlicht am 30.05.2017

Erste Ergebnisse der vom Bundesministerium und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Auftrag gegebene Studie („BLIKK-Studie“) zur Smartphone- und Tablet-Nutzung von Kindern und Jugendlichen wurde am 29. Mai veröffentlicht.  Bei über 3000 Früherkennungsuntersuchungen wurden die Eltern nach dem Medienverhalten ihrer Kinder befragt. Die Ergebnisse haben wir Ihnen hier zusammen gestellt:

  • Verbreitung: 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter nutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich. 90 Prozent der Kinder nutzen digitale Medien unkontrolliert, also ohne Begleitung von Erwachsenen.
  • Kinder im Alter zwischen einem Monat und einem Jahr: Die Ärzte stellten in der Studie fest, dass Babys Fütter- und Einschlafstörungen erleiden können, wenn die Mutter parallel zum Stillen digitale Medien nutzt. Zudem können Bindungsstörungen zwischen Kind und Mutter entstehen.
  • Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren: Knapp 70 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe können sich nur weniger als zwei Stunden selbständig ohne Smartphone oder Tablet beschäftigen. Wenn das Kind zu oft vor dem Smartphone oder Tablet sitzt, kann es Konzentrationsstörungen erleiden, bei täglicher Nutzung können Sprachentwicklungsstörungen auftreten. Motorische Hyperaktivität kann auch eine Folge übermäßigen digitalen Konsums sein. So stellten die Ärzte fest, dass motorische Hyperaktivität bei Zwei- bis Fünfjährigen mit einer Smartphone-Nutzung von mehr als einer halben Stunde pro Tag 3,5 mal häufiger auftritt als bei Kindern, die weniger oder gar keine Zeit vor dem Smartphone verbringen. Sie folgern daraus, dass sich der unkontrollierte Medienkonsum in Unruhe und Ablenkbarkeit äußern kann.
  • Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren: In dieser Altersgruppe haben die Ärzte festgestellt, dass das Risiko, an einer Konzentrationsstörung zu erleiden sechs Mal höher ist, wenn das Kind täglich digitale Medien nutzt. Besonders stark wirkt sich demnach eine Nutzungszeit von mehr als 60 Minuten aus. In dieser Altersgruppe kommt ein weiteres Gesundheitsrisiko hinzu: Die Kinder essen, wenn sie vor dem Bildschirm sitzen überdurchschnittlich häufig Süßigkeiten, was zur Folge hat, dass Kinder mit einer übermäßigen Mediennutzung überdurchschnittlich häufig auch übergewichtig sind.

Konsequenzen

  • Die Drogenbeauftragte, Marlene Mortler sagt, Eltern bräuchten mehr Beratung und Orientierung. Der richtige Umgang mit den digitalen Medien müsse frühzeitig kontrolliert geübt werden. So müssten auch Lehrer besonders geschult sein, wenn Tablets in der Schule zum Einsatz kämen.
  • Uwe Büsching vom Vorstand des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte,  einer der Studienleiter, fordert, Kinder sollten vor dem 12. Geburtstag kein Smartphone bekommen. Ähnlich wie im Straßenverkehr brauche es für die Mediennutzung klare Regeln. Vor dem Kauf eines Handys für Minderjährige sollten Eltern mit ihren Kindern einen Vertrag über Grenzen der Nutzung abschließen. Ob dieser eingehalten wird, müssten die Eltern dann auch kontrollieren. Wichtig sei, dass Kinder nicht unbeaufsichtigt im Internet surften und dass es eine automatische Abschaltfunktion nach einer bestimmten Dauer gebe.
  • Auch sei es ratsam, wenn Eltern bei Klassenchats per Smartphone mitlesen würden. Das könne die Minderjährigen auch vor Mobbing schützen. Gut seien auch handyfreie Zonen etwa am familiären Esstisch. Neben der Nutzung digitaler Medien sollten auch Freiräume etwa zum Klettern, Malen oder Schwimmen bestehen.

 

Quelle: http://www.ksta.de/26987054 ©2017
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/ergebnisse-der-blikk-studie-2017-vorgestellt-uebermaessiger-medienkonsum-gefaehrdet-gesundheit-von/

Foto: Yura Fresh/ Unsplash