Nachtrag zur Herbstfortbildung Generation Smartphone

veröffentlicht am 13.11.2016

Letzten Mittwoch fand die Traditionelle Herbstfortbildung der Suchthilfe Aachen statt. Das diesjährige Thema: Generation Smartphone – Zwischen Medienkompetenz und Mediensucht.

Hier finden Sie die Dokumentation der Veranstaltung sowie einige fotographische Eindrücke.

Den Anfang machten Frau  Timm (Diakonie) und Herr Schorn (Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen) mit ihren Grußworten. Im Anschluss wurde ein Interview der Rheinischen Post gezeigt. Hier wurden Kinder gefragt, was sie am liebsten und meisten mit dem Smartphone machen und wie wichtig dies ihnen ist. Das Video finden Sie hier.

Den ersten Vortrag unter dem Titel „Permanent vernetzt? – Das Handy im Alltag von Heranwachsenden und Faktoren für eine (dys-)funktionale Nutzung“ hielt Frau Dr. Hefner, die extra aus Hannover anreiste. Ihren Vortrag finden Sie hier. In ihrem Beitrag stellte Sie Ihre Forschungsergebnisse vor, die auch im Buch „Mediatisierung mobil – Handy und mobile Internetnetzung von Kindern und Jugendlichen“ zusammengefasst sind.

Den zweiten Beitrag brachte Peter Köster unter dem Titel „Immer App to date?! – Fluch und Segen für die ‚Generation Handy’, Eine Einordnung aus dem Blickwinkel der Neurobiologie“ ein.

Zum Abschluss ergänzte die Kollegin Kristina Latz, Suchttherapeutin bei der Suchthilfe Aachen mit ihren Erfahrungen aus der Praxis. Ihren Beitrag haben wir hier hinterlegt. In der anschließenden Diskussion wurde nach einem Sicherheits- und Sperrsystem für den PC gefragt. Eines, welcher hier genutzt wird, heißt „cold Turkey„.

In der Tagungsmappen wurden Literatur-, Broschüren- und Linkhinweise veröffentlicht. Diese finden Sie hier.

Sehen Sie hier einige Bilder von der Veranstaltung und lese Sie weitere interessante Aspekt.

Auch die Krankenkassen beschäftigen sich mit dem Phänomen Onlinesucht. So hat z.B. die Techniker Krankenkasse bereits 2014 eine Studie veröffentlicht, in der es heißt, dass die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland nach Ansicht der Eltern zu viel online ist. Befragt wurden 1.000 Eltern zum Mediennutzungsverhalten ihrer 12- bis 17-jährigen Kinder. Laut der TK-Studie kontrollieren nur drei von zehn Elternteilen, wo ihre Kinder im Internet unterwegs sind. 40 Prozent der Eltern geben keine Limits vor, wie viel ihre Kinder online sind. Heiko Schulz, Psychologe bei der TK sieht die Folgen ungesunden Medienkonsums durch die Studie bestätigt: „Die Umfragedaten zeigen, dass Kinder, die laut ihrer Eltern deutlich zu viel online sind, auch stärker von gesundheitlichen Belastungen betroffen sind. Der Anteil der Jugendlichen, die unter Stress, Konzentrations- und Schlafstörungen leiden, ist bei den Extremsurfern deutlich höher.“ Die Studie zeigt zudem, dass die Jugendlichen mit auffälligem Netzverhalten auch häufiger von
körperlichen Beschwerden betroffen sind. Fast ein Fünftel von ihnen leidet an Rückenschmerzen, bei den anderen Jugendlichen ist es nur jeder Zehnte.

Als Reaktion auf die Studie stellt die TK Materialien zur Verfügung, die kostenlos bestellt werden können, u.a. die Broschüre „Jugend 3.0 – abgetaucht nach Digitalien“ und folgender Film: „Jugend 3.0 – mit Sicherheit ins Netz“. Dieser kann auf der Website der TK unter dem Webcode 656684 angesehen werden. Alternativ kann der Film als DVD unter dem Webcode 654988 bestellt werden.

Auch die DAK kümmert sich seit 2015 um diese Thematik. Sie stellt fest: Laut der Hälfte der befragten Eltern bleibt das Kind länger online als vorgenommen. 22 Prozent der 12- bis 17-Jährigen fühlen sich ruhelos, launisch oder gereizt, wenn sie ihre Internetnutzung reduzieren sollen. Etwa jedes zehnte Kind nutzt das Internet, um vor Problemen zu fliehen. Bei elf Prozent der Befragten hat das Kind mehrfach erfolglose Versuche unternommen, seine Internetnutzung in den Griff zu bekommen. Bei sieben Prozent der Kinder gefährdet die Onlinewelt eine wichtige Beziehung oder eine Bildungschance, wobei die Jungen doppelt so häufig betroffen sind. Laut Studie haben die Kinder im Durchschnitt im Alter ab zwölf Jahren begonnen, das Internet selbstständig zu nutzen. Bei etwa einem Zehntel der befragten Eltern waren die Jungen und Mädchen
aber jünger als zehn Jahre.

Häufig vereinbaren Eltern mit ihren Kindern keine Regeln für den Umgang mit dem Computer:

  • 71 Prozent der Eltern haben keine Regeln, an welchen Orten ihr Kind das Internet nutzen darf;
  • 51 Prozent der Eltern haben keine Regeln, wie lange ihr Kind das Internet nutzen darf;
  • 32 Prozent der Eltern haben keine Regeln, welche Inhalte ihr Kind im Internet nutzen darf.
  • Auch wenn es Regeln zur Internetnutzung gab, so wurden diese nur von 42 Prozent der befragten Eltern auch „voll und ganz“ umgesetzt.

Nach der Befragung schätzen die Eltern die private Internetnutzung der Kinder an einem normalen Werktag auf rund zweieinhalb Stunden. Am Wochenende steigt die verbrachte Zeit im Durchschnitt auf vier Stunden an. 20 Prozent der Jungen und Mädchen sind am Samstag oder Sonntag sechs Stunden und mehr am Computer. Während Jungen die meiste Zeit mit Online-Spielen verbringen, nutzen die Mädchen das Internet für das sogenannte Chatten. In jeder dritten Familie sorgt die Internetnutzung
manchmal bis sehr häufig für Streit. Dies ist vor allem bei Kindern im Alter zwischen zwölf und 13 Jahren der Fall.