Zum Zusammenhang von Esstörungen und Sozialen Medien

veröffentlicht am 03.10.2016

„Für viele Menschen haben soziale Netzwerke eine große Bedeutung gewonnen. Sie loggen sich regelmäßig bei Facebook, Twitter und anderen Medien ein, verbringen Stunden mit dem Lesen von Kommentaren und Betrachten hochgeladener Fotos. Möglicherweise bleibt der Konsum solcher Mitteilungen nicht ohne Folgen: Laut einer neuen Studie leiden junge Erwachsene häufiger unter Sorgen um ihre Ernährung und haben auch Probleme mit ihrem Selbstbild, wenn sie viel Zeit mit sozialen Medien verbringen.

Den Wissenschaftlern ist bereits länger bekannt, dass die traditionellen Medien wie Modezeitschriften und TV-Magazine Essstörungen und eine überkritische Selbstwahrnehmung fördern. Die Darstellung superdünner Models und attraktiver Prominenter verzerrt das Selbstbild in eine negative Richtung. Soziale Medien kombinieren jedoch die Verbreitung von Stereotypen mit der Möglichkeit, diese Bilder zu kommentieren und zu bewerten.

Die Forscher von der Universität in Pittsburgh, Schools of Health Sciences, haben für ihre Untersuchungen 1765 US-Bürger zwischen 19 und 32 Jahren über ihre Social-Media-Gewohnheiten befragt. In weiteren Fragebögen sollten die Teilnehmer Auskunft über ihr Essverhalten und damit verbundene Gefühle geben. Daraus schlossen die Autoren der Studie, welche Verbindung es zwischen problematischem Essverhalten und Social-Media-Konsum geben könnte.03

Manifeste Essstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa), Brechsucht (Bulimie) oder Fresssucht (Binge eating) spielten bei der Betrachtung weniger eine Rolle als riskante Vorstufen, die in einem krankhaften Verhalten münden können. Zahlreiche Menschen haben Schuldgefühle beim Essen, sind mit ihrer Figur nicht zufrieden oder unterwerfen sich strikten Diäten. Auf diese Gruppe sollte bei der Studie ein besonderer Fokus gelegt werden.

Wie fast schon zu erwarten, übten die sozialen Netzwerke vermutlich keinen guten Einfluss auf das Ego der Nutzer aus. Die Personen, die die meiste Zeit im Netz verbrachten, hatten ein 2,2-fach erhöhtes Risiko, sich Sorgen um ihre Ernährung und ihr Körperbild zu machen. Und die Studienteilnehmer, die sich am häufigsten bei Facebook und Co. einloggten, um die Aktivitäten von Bekannten zu verfolgen, hatten im Vergleich zu den „Social Media“-Muffeln sogar ein 2,6-faches erhöhtes Risiko.

Die Ergebnisse ließen sich nicht an einer bestimmten Bevölkerungsgruppe besonders ausgeprägt beobachten. Weder Geschlecht, Rasse oder Einkommensgruppe verschoben die Verhältnisse in die eine oder andere Richtung. Eine immer wieder auftretende Frage bei Untersuchungen dieser Art konnten allerdings auch die Wissenschaftler nicht beantworten: Was ist die Ursache, was ist Wirkung?  Ob Menschen mit problematischem Selbstbild und auffälligem Essverhalten eher dazu neigen, viel Zeit mit virtuellen Freunden zu verbringen, oder ob „Social Media“-Fans mit der Zeit zu mehr Selbstzweifeln neigen – das kann die Untersuchung nicht zeigen.

Frühere Studien ergaben jedoch, dass Menschen dazu neigen, eher eigene Bilder mit einem dünnen Erscheinungsbild hochzuladen. Andere Mitglieder des sozialen Netzes geraten dadurch unter Druck, was die Erwartungen an sie angehen könnte. (…)“

Quelle: https://beta.welt.de/gesundheit/article155307261/Sorgen-um-die-Figur-Vielleicht-sind-Sie-zu-oft-auf-Facebook.html?wtrid=crossdevice.welt.desktop.vwo.article-spliturl&betaredirect=true

Foto: Rodion Kutsaev/ Unsplash