Was steckt hinter dem Hype um Pokémon go

veröffentlicht am 15.07.2016

Das kostenlose Handy-Spiel „Pokémon Go“ ist gerade in aller Munde. Überall jagen vor allem Jugendliche und junge Erwachsenen digitale Pokémons in der realen Welt. So entsteht eine Art Schnitzeljagd durch die Stadt. Wir haben es ausprobiert und hatten wirklich Spaß dabei, die kleinen Monster in unserem Wohnzimmer oder auf der Parkplatz dem Suchthilfe Aachen mit digitalen Bällen abzuschießen. Aber weil der Hype um dieses Spiel gerade so groß ist, haben wir uns ein bisschen mehr mit dem Prinzip „Augmented Realitiy“ beschäftigt.

Augmented Realitiy

bedeutet erweiterte Wirklichkeit. Das heißt digitale, am Computer geschaffene Inhalte verschmelzen mit der uns umgebenden greifbaren Welt. Dies übt einen besonderen Reiz auf den Spieler aus. Im Fall der App „Pokémon Go“ kommt dann noch das Phänomen „Pokémon“ dazu, was kein neues ist. Denn bereits vor 20 Jahren sind diese bunten, kuscheldrachenähnlichen „Pokémon“ (ein Kurzwort für „Pocket Monster“, Taschenmonster) auf Spielkonsolen erschienen. Die Spieler mussten sie einfangen und sich dann um sie kümmern, um sie weiterzuentwickeln. Vernachlässigte Tierchen aber gingen ein, was Kritiker als Aufmerksamkeitszwang und dadurch extrem suchtgefährdend anprangerten.Auch bei der  Fortentwicklung „Pokémon Go“, die auf jedes Smartphone zu laden ist, müssen die digitalen Tierchen in einer Art Schnitzeljagd in den Straßen unserer wirklichen Städte eingefangen werden, um sie dann zu trainieren und gegen andere im Kampf antreten zu lassen.

Wie funktioniert „Pokémon Go“?

Über 700 verschiedene Typen von Pokémons sind unter ständig neuen Satelliten-Koordinaten unzähliger Orte hinterlegt. Wer die App installiert hat und sich einem solchen Ort nähert, bei dem schaltet das Programm – wenn er sich nicht ohnehin schon durch die Zielkarte leiten lässt – automatisch die Handykamera an. Die zeigt auf dem Bildschirm die Live-Aufnahme des wirklichen Ortes, erweitert durch den programmierten digitalen Inhalt – ein Pokémon, das auf einem Baum im Park oder mitten auf dem Rathausplatz sitzt oder ein spezielles Wasser-Pokémon, das vor allem in der Nähe von Flüssen und auf Seen zu finden ist. Und dann braucht der Spieler nur noch Werkzeug wie sogenannte „Pokeballs“, um die Wesen einzufangen. Auch die kann man unterwegs finden oder auch für echtes Geld beim Hersteller kaufen. Mit dem gefangenen und durch Wischspiele am Handy trainierten Pokémon kann man sich auf ausgewiesenen Kampfplätzen treffen und gegen andere Monsterchen-Inhaber antreten.

Gefahren von „Pokémon Go“

  • Alle möglichen Daten und ein komplettes Bewegungsprofil des Nutzers werden unweigerlich durch das Spiel mitübertragen.
  • Es sollen auch bereits schon erste Fälle vorgekommen sein, in denen sich Kriminelle solche Pokémon-Plätze zunutze gemacht haben, um unaufmerksame, weil komplett durch ihren Smartphone-Bildschirm gebannten Drachenjäger auszurauben.
  • Aus denselben Gründen befürchten städtische Ordnungsdienste eine deutlich erhöhte Unfallgefahr durch in verdoppelter Wirklichkeit spielende, aber dadurch höchstens halb anwesende Verkehrsteilnehmer.
  • Darüber hinaus stellt sich die Frage: Wo endet das Spielfeld Wirklichkeit? Firmengelände, Privatgrundstücke oder „besondere“, geschichtliche Orte wie die Konzentrationslager in Polen sind rechtlich geschützt, wurden aber bereits öfter einbezogen.
  • Befürchtet wird, dass diese Spiele das Modell der Zukunft sind. Dauerhafte Zerstreuung und Ablenkung sowie mögliche Suchtgefahren könnten zunehmen. Vor allem für die, die soweieso sehr Medien-affin sind, scheint das Spiel durch die Vermischung von realer und virtueller Welt einen hohen Reiz auszulösen.

Wir bleiben jedenfalls an dem Thema dran und werden uns vor allem mit Fragen zum Suchtpotential beschäftigen.

Quellen:
Bild: Screenshot aus der Handy-App „Pokémon go“
http://www.augsburger-allgemeine.de/digital/Das-Spiel-mit-der-Wirklichkeit-id38465777.html (abgerufen am 15.07.2016)

Foto: Kamil S/ Unsplash