Neuer Sucht- und Drogenbericht veröffentlicht

veröffentlicht am 10.06.2016

Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler hat den neuen Sucht- und Drogenbericht vorgestellt. Demnach konsumierten 2015 nur noch 7,8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen Nikotin. Auch das sogenannte Komasaufen unter Jugendlichen nimmt demzufolge ab. Allerdings mussten in noch rund 15.500 Fällen Kinder zwischen 10 und 17 Jahren wegen Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr zwischen 42.000 und 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums oder des kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak.

Medienabhängigkeit
Den Fokus legt der aktuelle Bericht auf die problematische Nutzung des Internets. So leben dem Bericht zufolge in Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen, die das Internet unkontrolliert und suchtartig nutzen. Hinzu komme eine große Zahl gefährdeter User. Von den 14- bis 64-Jährigen sollen etwa 560.000 Menschen internetabhängig sein, das entspräche etwa einem Prozent dieser Gruppe. Bei den Frauen seien es den Analysen zufolge 0,8 Prozent, bei den Männern 1,2 Prozent.

Das Problem dabei: Eine exakte und anerkannte Definition einer Internet- oder Onlinesucht gibt es nicht. Zwar sind sich Experten weltweit einig, dass es viele Nutzer gibt, deren Verhalten an Sucht oder Abhängigkeit erinnert. Und die Fachwelt bemüht sich um eine Definition – eine Einigung erzielt ist aber noch nicht. Dem aktuellen Bericht zufolge sind jüngere Menschen häufiger betroffen. So zeigten in der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen etwa 250.000 oder 2,4 Prozent Anzeichen einer Abhängigkeit, unter den 14- bis 16-Jährigen seien es sogar vier Prozent. In der Altersgruppe der über 25-Jährigen sind dem Bericht zufolge insgesamt etwa 0,7 Prozent wahrscheinlich internetabhängig.

Neue psychoaktive Substanzen
Nach einer Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung konsumierten 10,2 Prozent der Jugendlichen und 34,7 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben illegale Drogen. Vor allem neue psychoaktive Substanzen, die auch als Designerdrogen oder Legal Highs bezeichnet werden, sind seit einigen Jahren auf dem Vormarsch.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 39 Todesfälle im Zusammenhang mit „Legal Highs“ registriert, die als Kräutermischungen, Badesalz oder Lufterfrischer angeboten werden. Beworben werden sie als angeblich legale Alternative zu Drogen wie Cannabis oder Kokain. Experten warnen aber seit Langem vor den unterschätzten Gefahren. Das Bundeskabinett verabschiedete im Mai einen Gesetzentwurf, der ein weitreichendes Verbot solcher psychoaktiven Substanzen vorsieht.

Anzahl der Drogentote gestiegen
Bereits im März hatte das Bundeskriminalamt mitgeteilt, dass die Zahl der Drogentoten um knapp 19 Prozent gestiegen sei – insgesamt habe 2015 der illegale Drogenkonsum 1226 Menschenleben gefordert, das entspricht einer Steigerung um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schon das sorgte für Aufsehen, weil es einen vermeintlich stabilen, positiven Trend zu weniger Missbrauch und Opfern brach: Sechs Jahre lang waren die Zahlen davor kontinuierlich gefallen.

Quelle: Spiegel online; Bundesdrogenbeauftragte

Foto: Olia Gozha/ Unsplash