Film „Seht mich verschwinden“

veröffentlicht am 24.06.2015

Am Montag, 06.07.2015, 20.15 Uhr, gestalten wir gemeinsam mit dem Apollo Kino in der Pontstraße den Abend. In der Reihe „Kino im Dialog“ wird der Film „Seht mich verschwinden“ gezeigt. Im Anschluss stehen Mitarbeiterinnen der Suchthilfe Aachen zum Austausch zur Verfügung.

Zum Film:
Der Film erzählt die Geschichte von Isabelle Caro, die im Jahr 2007 für Aufsehen sorgte: Nackt ließ sich die damals 20-Jährige mit nur 32 Kilo Körpergewicht bei einer Körpergröße von 1,64 Metern für die „No-Anorexia“-Kampagne des italienischen Modelabels „No-l-ita“ von Starfotograf Oliviero Toscani (Fotograf vieler provozierender Bennetton-Kampagnen) abbilden. Einen ersten Eindruck zum Film erhalten Sie hier im Trailer.

Die Haare streng zurückgekämmt schaut sie den Betrachter aus tiefliegenden Augen an, ihr Gesicht ist das einer alten Frau, ihr Körper nur noch Haut und Knochen. Die Aufnahmen sind gedacht als Statement gegen Anorexie, als Mahnung an den – vor allem in der Modebranche verbreiteten – Schlankheitswahn, als Kritik an einer, wie Toscani sagt, „anorektischen Gesellschaft“.

Die Weltpresse ist einerseits fasziniert vom selbstzerstörerischen Exhibitionismus der Bilder, die sich in Windeseile auf diversen Plattformen und in anderen Medien verbreiten. Gleichzeitig stößt die Kampagne auf harte Kritik – auch aus Angst, die Bilder könnten, anstatt abzuschrecken, jungen Frauen als Inspiration dienen. So werden die Poster nach wenigen Tagen wieder von den Plakatwänden der Mailänder Modemesse entfernt – nicht aber aus dem Netz oder den Köpfen.

Die Regisseurin Kiki Allgeier begleitet Isabelle Caro unter anderem während ihrer Jurytätigkeit bei „Top Model France“, beim Verfassen und Veröffentlichen ihrer Autobiografie und anderen Versuchen, verstanden zu werden. Wir tauchen in verschiedene Phasen ihres Lebens ein, die sich nach und nach zu einem kaleidoskopartigen Bild von Isabelles Welt zusammensetzen. Grundlage dieser filmischen Collage sind eigene Filmaufnahmen, Isabelles Videoaufzeichnungen, Fernsehsendungen, Tagebücher und private Fotografien, die verschiedene Facetten der jungen Frau zeigen.

Das Thema, das Isabelle Caro nachhaltig beschäftigt, ist das symbiotische Verhältnis zu ihrer Mutter, die seit ihrem vierten Lebensjahr an Depressionen litt. Eindrücklich schildert sie im Film wie auch in ihrem Buch, wie die kranke Mutter das Leben ihrer Tochter beeinflusste. Unverständlich bleibt ihr, wie ihr Vater, der beruflich viel unterwegs war, nichts von der Magersucht mitbekommen haben wollte – bis sie mit le-bensbedrohlichem Untergewicht in die Klinik eingewiesen wird.

2010 stirbt Isabelle Caro. Ihre ausgemergelten Konturen erschrecken auch heute noch und sind brutale Verbildlichung eines verzerrten Gesellschaftsbildes von Schönheitsidealen. Das Gesamtbild dieser Fragmente zeigt, wie stark Isabelles Suche nach einer Identität und dem Bedürfnis nach Akzeptanz war und welch große Opfer sie bereit war zu geben, um sich und ihr Leben zu gestalten.

Kino im Dialog Ort:
Apollo Kino in der Pontstraße
Datum: Montag, 7. Juli 2015, 20.15 Uhr
Eintritt: 4 Euro
Tickets: an der Abendkasse oder unter www.apollo-aachen.de/kid-smv
Veranstalter: Suchthilfe Aachen, Apollo Kino, Entertainment Kombinat GmbH Berlin
Im Anschluss stehen Mitarbeiterinnen der Suchthilfe Aachen für Fragen zur Verfügung.

 

Foto: Alex Litvin/ Unsplash