Suchthilfe Aachen stellt Jahresbericht 2014 vor
veröffentlicht am 18.05.2015
Das Jahr 2014 stand für die Suchthilfe Aachen in Trägerschaft von Caritas und Diakonie ganz im Mittelpunkt ihres zehnjährigen Jubiläums. Dies wurde mit zehn Sonderveranstaltungen wie Fortbildungen und Lesungen begleitend durch das Jahr, ge-feiert. Das Kerngeschäft lag dabei weiterhin auf der Beratung und Betreuung von Suchtkranken und ihren Angehörigen sowie auf den Angeboten im Bereich der Fachstelle für Suchtprävention.
Beratungsbedarf unvermittelt hoch
„Im letzten Jahr suchten 1432 Menschen mit einer Sucht- oder Drogenproblematik sowie 279 Bezugspersonen mindestens eine unserer differenzierten Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten auf“, erläutert Kalle Wilms, Leiter der Suchthilfe die Zahlen aus dem Jahr 2014. In den Beratungsstellen, im Projekt Feuervogel sowie in der medizinischen Ambulanz gab es 2541 verschiedene Betreuungsprozesse.
Einmaliges Durchlaufen der Hilfen wird seltener „Viele Klienten sind chronisch krank und weisen neben der Sucht eine psychische Erkrankung auf. Das einmalige Durchlaufen der Hilfsangebote wird dadurch selte-ner“, erklärt die Kollegin Gudrun Jelich. Damit sei eine Heilung der Suchterkrankung im klassischen Sinn nicht das erste Ziel der Behandlung, sondern Abstinenz sowie das Erlernen von Strategien zum Umgang mit Rückfällen. Auch Menschen, die zu-nächst nicht ganz freiwillig die Hilfen aufsuchen, könne geholfen werden. „Der konstruktive Druck von Angehörigen, dem Arbeitgeber oder Behörden kann häufig sinnvoll genutzt werden, um ins Hilfesystem einzusteigen“, ergänzt Gudrun Jelich.
Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch
Aber nicht nur Alkohol und andere Substanzen spielen eine Rolle. Auch bei den sogenannten Verhaltenssüchten verzeichnen die Experten einige Trends. „Der Bedarf im Bereich Essstörungen steigt weiter dramatisch“, stellt Ruth Schwalbach, Suchttherapeutin fest. Auffällig sei eine Zunahme von Magersüchtigen mit bedrohlichem Untergewicht. Diäten seien dagegen häufig der Auslöser für Heißhungerattacken mit Bulimie oder Binge Eating Disorder (Esssucht) in der Folge. „Diesem Bedarf mit zwei Personalstellen für die gesamte Städteregion gerecht zu werden, wird zunehmend schwieriger“, erklärt Ruth Schwalbach. Nur durch Spendengelder seien An-gebote wie „Leben hat Gewicht“ überhaupt noch aufrechtzuerhalten. Im Bereich des pathologischen Glücksspielens nutzen vermehrt junge Männer unter 25 Jahren die Angebote der Suchthilfe Aachen – häufig in Begleitung ihrer Eltern. Jeder dritte der Betroffenen stammt aus einer orientalischen Kultur. Häufig sind die Klienten aus bildungsfernen Schichten stammend, ihre Situation sehr problembe-lastet.
Konsumenten von illegalen Drogen werden jünger
„Der Trend zu einem immer früheren Einstieg sowie zu einem riskanten Mischkonsum hält weiterhin an“, erklärt Pit Schlimpen, Einrichtungsleiter, die Situation in der Jugend- und Drogenberatung. Neben Drogenabhängigen wenden sich vor allem Eltern oder Jugendliche direkt an die Experten. Cannabis, Partydrogen sowie der exzessive Computergebrauch seien die häufigsten Themen der Jüngeren. „Verbun-den mit dem Konsum sind häufig Fragen der Eltern zum schulischen oder beruflichen Leistungsabfall sowie aggressivem Verhalten ihrer Kinder“, ergänzt Pit Schlimpen. Aufgrund der hohen Nachfrage in der Jugend- und Drogenberatung existierten hier fortlaufend Wartelisten.
Vielfältige Angebote der Suchthilfe
Zu den Einrichtungen der Suchthilfe Aachen gehören ebenfalls das Projekt „Feuervogel – Hilfen für Kinder suchtkranker Eltern“, die Fachstelle für Suchtprävention sowie die Angebote zur Grundversorgung Schwerstabhängiger am Kaiserplatz.
Erfreulicherweise konnte das Projekt „Feuervogel“ dank einer Grundlagenfinanzierung der Jugendämter im Bereich von ‚Hilfe durch Erziehung’ sowie großzügige Spender im letzten Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiern. Mit diesen Unterstützern im Rücken gelang es, 27 Kinder in wöchentlichen Gruppenangeboten sowie deren Familien zu betreuen. Zudem fanden Fortbildung und kollegiale Beratungen für Mitarbeitende der Jugendhilfe und Schule statt.
Die Fachstelle für Suchtprävention führte 231 Maßnahmen durch und erreichte damit 5280 Personen. Davon waren 3561 Kinder und Jugendliche sowie 1719 Multiplikatoren – schwerpunktmäßig aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe und Unternehmen.
Über die Grundversorgung Schwerstabhängiger am Kaiserplatz wurden im Kontaktcafé pro Tag im Durchschnitt 70 Drogenabhängige betreut. Schwerpunkte dabei waren lebenspraktische Hilfen, Kurzberatungen und Weitervermittlungen in andere Hilfen. „Erfreulich ist die deutliche Änderung im Selbstverständnis und Verhalten unserer Klienten gegenüber der Einrichtung“, stellt Mark Krznaric, Einrichtungsleiter, fest. „Sie möchten Verantwortung zeigen und etwas zurückgeben.“ So übernehmen Klienten nicht nur im Spritzensammlerprojekt Aufgaben, sondern auch bei regelmäßigen Reinigungsarbeiten in und außerhalb der Einrichtung.