Suchtberatung, kommunal, wertvoll

veröffentlicht am 04.11.2020

Funktionierende Suchthilfe, lange vor, während und nach Corona

Die Corona-Pandemie hat im Krisenjahr 2020 gezeigt, wie wichtig eine funktionierende Suchthilfe vor Ort ist. Trotz des notwendigen gesellschaftlichen Stillstandes, konnte den meisten Menschen mit Sucht-problemen auch in der Krise geholfen werden. Wie wichtig die Sucht- und Drogenhilfe ist, bestätigte das Ministerium Arbeit und Gesundheit (MAGS), indem es die vielen engagierten Mitarbeitenden auch und gerade während der Krise als systemrelevant einstufte. Die Kreativität mit der, dieser Krise getrotzt wurde, entspringt einer Arbeit, die schon immer schnelle und spezifische Lösungswege für ihre Zielgruppen am Rande der Gesellschaft oft selbstständig suchen musste. Auch der Umgang mit Infektionserkrankungen ist für die ehrenamtliche und professionelle Suchthilfe Alltag. Schwere Infektionserkrankungen wie z. B. HIV, Hepatitis, Tuberkulose gehören schon immer zum Beratungsalltag in der Suchthilfe.
In den letzten Jahrzehnten ist es der Suchthilfe gelungen, dass äußerst negative Image einer Sucht in eine normale und unterstützenswerte Hilfe zu wandeln. Bei Bedarf finden alle Teile der Gesellschaft mittlerweile den Weg in eine qualifizierte Suchthilfe.

Integrierter Teil des Sozial- und Gesundheitssystems vor Ort

Besonders das Krisenjahr 2020 hat gezeigt, welch wertvolle Ressourcen die Suchthilfe vor Ort im Sozial und Gesundheitssystem darstellt. Das Lob für diese Arbeit, kam nicht nur aus den Kommunen vor Ort, sondern auch aus der Landespolitik. Doch wie viele andere Bereiche im Sozial- und Gesundheitswesen, ist die Refinanzierung der ambulanten Suchthilfe prekär. Obwohl in vielen Kommunen eine gute Kooperation zwischen Politik, Verwaltung und der Suchthilfe ge-lebt und von allen Akteuren geschätzt wird, lebt die Suchthilfe was eine nachhaltige Suchthilfeplanung und auskömmliche Finanzierung angeht, immer noch von der Hand in den Mund! Trotz der in verschie-denen wissenschaftlichen Kontexten bestätigten Evidenz der vielfältigen Beratungs-, Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen, ist sie seit über 10 Jahren eine freiwillige Leistung der Kommunen.

Qualifizierte Suchthilfeangebote für die gesamte Gesellschaft

In den letzten Jahrzehnten ist es der Suchthilfe gelungen, dass äußerst negative Image einer Sucht in eine normale und unterstützenswerte Hilfe zu wandeln. Bei Bedarf finden alle Teile der Gesellschaft mittlerweile den Weg in eine qualifizierte Suchthilfe. Die hohe Qualität der Suchthilfe und die Vielfalt der Angebote macht sie zum Anlaufpunkt für selbst Be-troffene, Familienangehörige, Freunde, aber auch Arbeitgeber und Schulen. Vom hoch intoxikierten Süchtigen, bis hin zur gut bürgerlichen Familie oder alleinerziehenden Mutter eines pubertierenden Ju-gendlichen. Sie alle wenden sich mit unterschiedlichsten Fragen an die Suchtberatungsstelle vor Ort. Das Fachpersonal steht diesen Gruppen immer positiv gegenüber, benötigt aber Zeit, Raum, Austausch und Fachwissen. Nur so, kann eine stabile und zuverlässige Qualität in der Beratung gewährleistet werden.

Bedarfe und Ressourcen

Die Vielfalt der Angebotsstruktur, die von der Beratung Betroffener, über Präventionsangebote für Schulen und Arbeitgeber bis hin zur Angehörigenberatung und der Arbeit mit Kindern aus suchtbelasteten Familien reicht, spiegelt gleichzeitig auch die Bedarfe, die aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bezügen an die Suchtberatung adressiert werden. Dabei fällt den Beratenden die Aufgabe zu, neben ihrer Beratungskompetenz auch die Bedarfe, die aus immer komplexer werdenden Substanz- und Verhaltensbezogenen Störungsbilden resultieren, durch kontinuierliche Fort- und Weiterbildungen zu beantworten.
Dies kann nur gelingen, indem stabile, auskömmliche und angepasste Ressourcen bereitgestellt werden, die Planbarkeit überregional greift und primär der Fachlichkeit verpflichtet ist.
Schon vor Corona wurde durch die damalige Bundesdrogenbeauftragte Frau Mortler auf die Schieflage der Finanzierung hingewiesen. Corona hat eindrücklich verdeutlicht, dass es an der Zeit ist, dieses wert-vollen System durch eine stabile und regelhafte Struktur abzusichern.

Daten und Problemanzeigen liegen vor

Mit der vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales beauftragten und im Frühjahr 2019 veröf-fentlichten Erhebung und Analyse der ambulanten Suchthilfestrukturen in NRW ist die Kommunalisie-rung der Landesförderung für die ambulante Suchthilfe überprüft und Weiterentwicklungsbedarfe her-ausgearbeitet worden. Die Auswertung legt dabei drei neuralgische Punkte offen:

  • Es bestehen erhebliche Unterschiede in der Versorgungsqualität für Menschen mit Suchtproblemen in NRW.
  • Die Kommunale Suchthilfeplanung ist ein unverzichtbares Instrument zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Versorgungsqualität für Menschen mit Suchtproblemen.
  • Die Förderstrukturen müssen weiterentwickelt werden. Wir brauchen verlässliche Finanzierungsstrukturen.

Der Arbeitsausschuss Drogen und Sucht fordert das Land NRW und die Kommunen auf, die Finanzierung der ambulanten Suchthilfe – gemeinsam mit der Freien Wohlfahrtspflege – durch impulsgebende und steuernde Elemente weiterzuentwickeln und abzusichern.

Links zu Papieren und Grundlagen:
DHS: Suchtberatung ist wichtiger denn je! – Corona legt den Finger in die Wunde („Notruf Suchtberatung“)
Positionspapier zur Erhebung und Analyse der ambulanten Suchthilfestrukturen in NRW des Arbeitsausschuss Drogen und Sucht der LAG FW NRW
Erhebung und Analyse der ambulanten Suchthilfestrukturen in NRW
„Notruf Suchtberatung“ aller Verbände 2019
Die Bundesdrogenbeauftragte fordert eine existenzsichernde Finanzierung der Suchtberatung: Pressemeldung der Bundesdrogenbeauftragte vom 09.04.2019 in der auf die Gefahr aufmerksam gemacht, dass durch die gravierende Unterfinanzierung der Beratungsstellen das wertvolle Angebot zukünftig nicht flächende-ckend vorgehalten werden kann – mit vielfältigen Auswirkungen für abhängigkeitskranke Menschen, ihr soziales Umfeld und die Gesellschaft.
Materialien der DHS zum Aktionstag

Quelle:
07.10.2020, Arbeitsausschuss Drogen und Sucht der Landesarbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen, Lenaustr. 41, 40470 Düsseldorf Kontakt: Mathias Speich speich@paritaet-nrw.org Ralph Seiler r.seiler@diakonie-rwl.de

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