„Aktionstag Glücksspielsucht“ – Corona befeuert Glücksspielsucht

veröffentlicht am 28.09.2020

Jährlich findet am letzten Mittwoch des Septembers der bundesweite „Aktionstag Glücksspielsucht“ statt. Ziel ist es, für die in der Gesellschaft oft unbeachtete Glücksspielsucht zu sensibilisieren und über Hilfsangebote zu informieren. Immerhin sind in Deutschland schätzungsweise 180.000 Menschen von einer Glücksspielsucht betroffen. Weitere 332.000 betreiben das Glücksspiel problematisch.

„Ein besonders hohes Risiko vom Automatenspiel, von Sportwetten, Poker und Co. abhängig zu werden, sind junge Männer mit Migrationshintergrund“, weiß Matthias Schreiber, Mitarbeiter der Fachstelle für Glücksspielsucht der Suchthilfe Aachen. Laut Studien erhöht sich das Risiko, zu viel oder zwanghaft um Geld zu spielen, um das Fünffache bei Männern gegenüber Frauen und auf das Dreifache bei Menschen mit Migrationshintergrund. Am Mittwoch, den 30.9.2020 informieren Fachkräfte der Suchthilfe Aachen zwischen 10 und 13 Uhr Passanten und Interessierte an einem Infostand am Holzgraben in der Aachener Innenstadt. „Wir möchten zu den Gefahren und Risiken von Glücksspiel, mögliche Folgen für Betroffene und Angehörige sowie über Hilfsmöglichkeiten aufklären“, so Matthias Schreiber.

Zunahme von Online-Spielangeboten durch Corona

Als der Lockdown begann, verzeichneten einige Onlinepokerportale Umsatzsprünge von über 50 Prozent. „Durch die Corona-Pandemie sind zahlreiche unserer Klienten auf Glücksspiele im Internet umgestiegen“, bestätigt auch René Fischer, Suchttherapeut im Bereich „pathologisches Glücksspiel“, wie Glücksspielsucht offiziell genannt wird. „Problematisch ist dabei, dass Betroffene zu jedem Zeitpunkt und von jedem Ort aus spielen und extrem hohe Einsätze verzocken können.“ Gründe seien vor allem der Wegfall vieler Freizeitmöglichkeiten und die veränderte Tagesstruktur – gerade bei denen, die im Homeoffice arbeiten. Auch die fehlende soziale Kontrolle von Kollegen spielt im Homeoffice eine große Rolle. „Bei vielen entsteht Langeweile, sodass gerade gefährdete und süchtige Spieler auf der Suche nach Nervenkitzel und Aufregung noch exzessiver spielen als sonst“, meint Matthias Schreiber.

Unterstützungsangebote der Suchthilfe Aachen

Hauptgrund für den ersten Kontakt in der Suchtberatung sind für die meisten Spieler ihre Schulden, die immer größer werden. „Mehr als dreißigtausend Euro Schulden sind bei jungen Menschen unter 30 Jahren keine Seltenheit“, weiß René Fischer. „Je höher die Schulden, desto höher werden meist die Einsätze, weil Betroffene der Idee hinterherjagen, durch den einen großen Gewinn, das Verlorene wieder reinzuholen.“ Ein Teufelskreis beginnt.

Doch auch Menschen, die unsicher sind, ob sie gefährdet sind, eine Spielsucht zu entwickeln oder Bezugspersonen wie Partner, Eltern oder Kollegen können sich an die Suchthilfe Aachen wenden. Im Rahmen der Offenen Sprechstunde können erste Fragen beantwortet und weitere Hilfsmöglichkeiten wie Beratung, Orientierungsgruppen, ambulante oder stationäre Therapie aufgezeigt werden. Die Hilfe ist für Ratsuchende kostenlos, die Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht.

Weitere Informationen

Suchthilfe Aachen, Hermannstr. 14, 52062 Aachen

Offene Sprechstunde; montags von 9 bis 11 Uhr, donnerstags von 16 bis 18 Uhr, aktuell bitte nur nach telefonischer Anmeldung unter Tel.: 0241-41356128.

www.suchthilfe-aachen.de; www.gluecksspielsucht-nrw.de

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René Fischer

Ansprechpartner

René Fischer

Einrichtungsleitung Beratung, Behandlung

Telefon: 0241-41356123

Mobil: 0172-2480018

E-Mail: r.fischer@caritas-aachen.de