Suchtselbsthilfeverband Kreuzbund feiert 50-jähriges Bestehen im Bistum Aachen

veröffentlicht am 09.09.2019

Sucht ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Alleine beim Thema Alkohol gelten deutschlandweit schätzungsweise 1,77 Millionen Menschen als abhängig. Weitere 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen sind medikamentenabhängig. Die Dunkelziffern sind vermutlich um einiges höher. Für Betroffene, die den Weg raus aus der Sucht schaffen wollen, kann – neben Entgiftung, Beratung und Therapie – auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe, wie z.B. des Kreuzbundes, hilfreich sein.

Der Kreuzbund e. V. ist als Fachverband des Caritasverbandes eine deutschlandweite Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige. Im Bistum Aachen wurde er bereits 1969 mit drei Gruppen gegründet. Am 7. September 2019 feierte er nun sein 50-jähriges Bestehen mit 34 Gruppen verteilt auf die Stadt und StädteRegion Aachen, Heinsberg, Düren, Mönchengladbach, Kempen-Viersen, Krefeld und Teilen der Eifel. Jede Woche treffen sich hier 410 Mitglieder plus zusätzlich ca. 200 Besucher.

Kreuzbund im Wandel der Zeit

Selbsthilfe bedeutet, dass sich Gleichgesinnte finden, die sich gegenseitig unterstützen, um sich im Alltag zurechtzufinden und Probleme aktiv zu lösen. „Wurde vor 50 Jahren noch der völlige Suchtmittelverzicht vorausgesetzt, orientieren wir uns heute mehr und mehr an dem individuellen Bedarf unserer Teilnehmer. Zufriedene Abstinenz ist weiterhin ein wünschenswertes Ziel, doch akzeptieren wir, dass Rückfälle manchmal dazugehören oder ‚nur‘ eine Reduktion des Suchtmittels angestrebt wird“, erklärt Karen Sprenger, Vorsitzende des Diözesanverbandes die Haltung des Kreuzbundes. Die meisten der Besucher sind alkohol- oder medikamentenabhängig. „Willkommen sind jedoch alle Menschen, die suchtgefährdet oder abhängig sind von legalen oder illegalen Substanzen oder von Verhaltenssüchten wie Glücksspiel- oder Onlinesucht“, führt Karen Sprenger weiter aus. Auch Familienmitglieder, die sich von der Sucht seines Partners oder eines Familienmitglieds belastet fühlen, können die Gruppen und Seminare besuchen. Damit zeigt sich der Kreuzbund modern und erreicht so auch Menschen im jüngeren und mittleren Alter.

Großes Fest in Herzogenrath

Das 50-jährige Bestehen im Diözesanverband Aachen wurde nun mit rund 230 Gästen gefeiert. Den Anfang machte ein Gottesdienst mit Weihbischof Dr. Johannes Bündgens in der Kirche St. Gertrud/ Herzogenrath. Es folgten Grußworte im Nell-Breuning-Haus vom Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders, der Bundesvorsitzende des Kreuzbundes, Andrea Stollfuss sowie der Diözesanvorsitzende des Kreuzbundes, Karen Sprenger. Aber auch der Spaß und die Unterhaltung kamen nicht zu kurz. Dafür sorgten ein Impro Theater, eine Lesung, ein Gospelchor, alkoholfreie Cocktails, leckere Speisen und Mitmach-Aktionen.

Weitere Informationen:
Ortsnahe Gruppen können über die Webseite https://kreuzbund-aachen.de/ oder per E-Mail-Anfrage an info@kreuzbund-aachen.de gefunden werden.

Hintergrundinformationen zum Selbsthilfeverband Kreuzbund im Bistum Aachen

  • Der Kreuzbund e. V. ist als Fachverband des Caritasverbandes eine deutschlandweite Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige. Jeder Mensch, der suchtgefährdet oder abhängig ist oder den die Sucht seines Partners oder eines Familienmitglieds belastet, ist beim Kreuzbund herzlich willkommen.
    Der Kreuzbund-Diözesanverband Aachen ist die Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft in der Stadt und StädteRegion Aachen, Heinsberg, Düren, Mönchengladbach, Kempen-Viersen, Krefeld und Teilen der Eifel, die schwerpunktmäßig Alkohol- und Medikamentenabhängige und deren Angehörige anspricht.
  • Der Diözesanverband Aachen wurde 1969 mit drei Gruppen gegründet und feiert am 7. September 2019 sein 50-jähriges Bestehen.
  • Mittlerweile treffen sich jede Woche 410 Mitglieder plus zusätzlich ca. 200 Besucher in 34 Gruppen und 3 Gesprächskreisen im Diözesanverband Aachen. Deutschlandweit sind es sogar 22.000 Menschen in ca. 1.400 Gruppen.
  • In den Gruppentreffen unterstützen sich die Teilnehmer gegenseitig auf dem Weg zu einer zufriedenen Abstinenz. Ziel ist es, sich möglichst suchtmittelfrei im Alltag zurecht zu finden, ihre Probleme zu lösen und eine positive Lebenseinstellung zu gewinnen. Darüber hinaus fördert und praktiziert der Kreuzbund eine suchtmittelfreie Freizeitgestaltung.
  • Bereits seit 1978 bietet der Kreuzbund im Diözesanverband Aachen Seminare für seine Gruppenbesucher und Angehörige an. Die Themen sind sehr vielfältig und reichen beispielsweise von „Umgang mit Rückfall“, „Kommunikation“, „Umgang mit Konflikten“ bis hin zu „Glück“ oder „Resilienz“.
  • Angeleitet werden die Gruppen im Diözesanverband Aachen von rund 40 Ehrenamtlichen, selbst ehemalige Betroffene sowie Angehörige.

Zur Geschichte des Kreuzbundes

  • Der Kreuzbund hat seinen Ursprung in der katholischen Kirche: Pfarrer Josef Neumann gründete den Verband 1896 in Aachen. Der Verband wirkte damals dem weit verbreiteten Elendsalkoholismus entgegen. Bis in die 1960er Jahre war der Kreuzbund aufgrund dieser Prägung ein Abstinenzverband, die Mitglieder lebten solidarisch-abstinent, meist ohne selbst suchtkrank zu sein.
  • Im Jahr 1957 erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alkoholabhängigkeit als Krankheit an. Das Bundessozialgericht zog 1968 nach. Nun hatten Betroffene einen Anspruch darauf, behandelt zu werden (Entgiftung und Therapie). Die Sucht-Selbsthilfe erlebte seitdem einen Aufschwung. In der Folge entwickelte sich der Kreuzbund vom Abstinenzverein zu einem Selbsthilfeverband für Suchtkranke und Angehörige. Suchtkranke übernahmen führende Funktionen im Verband.
  • Im Jahr 1969 wurde der Diözesanverband Aachen gegründet.
  • Der Wandel vom Abstinenzverband zur Selbsthilfegemeinschaft fand seinen Höhepunkt 2004 in der Wahl einer Angehörigen zur Bundesvorsitzenden und in der Aufhebung der satzungsgemäßen Abstinenzverpflichtung für nicht-suchtkranke Angehörige.
  • Zu jedem Gruppentreffen sind Angehörige und Suchtkranke herzlichst willkommen. Die Gruppentreffen sind vertraulich und kostenlos. Eine Vereinsmitgliedschaft ist wünschenswert, jedoch nicht notwendig.
Foto: Adi Goldstein/ Unsplash