Stellungnahme zu hCG

veröffentlicht am 30.07.2015

Die „homöopathische Stoffwechselkur“ zur Gewichtsreduktion – Eine kritische Stellungnahme des Berufsverbandes für Heilpraktikerinnen Lachesis e.V.

Seit einigen Monaten wird sehr häufig von einer „homöopathischen Stoffwechselkur“, manchmal auch „hCG-Diät“, gesprochen. Hierbei handelt es sich um eine „homöopathische Kur“ zur Gewichtsreduktion. Diese wird mittels Spritzen, Sprays und Kügelchen, die neben verschiedenen homöopathischen Arzneimitteln auch das Schwangerschaftshormon hCG in potenzierter Form enthalten, durchgeführt. Über einige Wochen nehmen Patientinnen ein homöopathisches Komplexpräparat ein. Kombiniert wird dieses Programm mit einer strengen Kalorienreduktion, zu Beginn 500 kcal am Tag. Versprochen wird, dass es durch diese Kur zu einer Regeneration des Stoffwechsels kommen soll. Statt eines Hungergefühls sollen sich die AnwenderInnen in den Wochen der Abnehmphase glücklich und zufrieden fühlen, während die Pfunde schwinden.

Was oftmals nicht direkt erwähnt wird:
In dem homöopathischen Mittel befindet sich neben einer Vielzahl homöopathischer Einzelmittel auch das humane Choriongonadotropin (hCG). Hierbei handelt es sich um ein Peptidhormon, das während der Schwangerschaft in der Plazenta gebildet wird. Die hCG-Diät gibt es bereits seit 1954, damals und auch teils jetzt noch wurde und wird das Choriongonadotropin in seiner Urform verwendet. Heutzutage wird die Behandlung mit Hormonen glücklicherweise immer kritischer betrachtet und viele Patientinnen sind nicht mehr bereit, sich darauf einzulassen und Risiken einzugehen. Daher sind einige Hersteller dazu übergegangen, das hCG in homöopathischer Form, als sogenannte Potenzakkorde, in der Kur zu verabreichen. Es wird dann als homöopathisches hCG, abgekürzt hhCG, bezeichnet. Den PatientInnen wird dabei vermittelt, es wäre als völlig ungefährlich und harmlos einzustufen, da es nun homöopathisch aufbereitet ist. Das ist ein Irrtum. Körpereigene freie Hormone kommen im Gewebe meist nur in minimalen Mengen im Pikogramm-Bereich vor. Erfahrungsgemäß reicht die Menge an Hormon, die beispielsweise in der homöopathischen D 4 Potenz enthalten ist, oftmals aus, um ein bestehendes Ungleichgewicht auf physiologische Art und Weise auszugleichen. Bei vielen hormonell verursachten gesundheitlichen Beschwerden hat sich dieses Vorgehen bewährt und viele HeilpraktikerInnen, die mit der natürlichen Hormontherapie arbeiten, nutzen ebenfalls  homöopathisch aufbereitete Hormone. Kritisch sehen wir an dieser sogenannten homöopathischen Stoffwechselkur, dass sie gegen die Gesetzmäßigkeiten einer homöopathischen Behandlung, die immer die individuellen Symptome der Patientin zur Grundlage nimmt, eingesetzt wird. Der wichtigste Pfeiler homöopathischer Behandlung wird dabei missachtet: die Mittelgabe beruhend auf der Einzigartigkeit des Krankheitsbildes. Es kann mit der Gabe dieses Komplexmittels samt homöopathisch aufbereitetem hcG vielleicht eine Gewichtsreduktion bei der Patientin herbeigeführt werden,  die der Gewichtszunahme eventuell zugrunde liegenden Erkrankung oder Lebensführung wird dabei jedoch nicht berücksichtigt bzw. behandelt.

Äußerst problematisch ist auch, dass die Stoffwechselkur häufig bei Patientinnen zur Anwendung kommt, die ohnehin bereits Probleme im hormonellen Bereich haben und z.B. an einer Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung oder einer Insulinresistenz leiden. Die Auswirkungen des homöopathisch aufbereiteten Schwangerschaftshormons hierauf lassen sich unserer Meinung nach nur schwer abschätzen. Auch die drastische Kalorienreduktion auf 500 kcal pro Tag über Tage oder Wochen halten wir im Hinblick auf eine dauerhafte Gewichtsabnahme nicht für sinnvoll.

Aus den genannten Gründen raten wir unseren KollegInnen und PatentInnen dringend von der Durchführung der hCG-Diät ab. Abgesehen von der gesundheitlichen Thematik bleibt zudem die Frage, wie weit Frauen (und Männer, Anmerkung der Suchthilfe Aachen) zukünftig im Namen der Selbstoptimierung noch gehen müssen oder möchten, um einem vermeintlich wünschenswerten Schlankheitsideal näher zu kommen.

Quelle: http://lachesis.de/index.php/frauengesundheit/377-hcg, Juni 2015
mit freundlicher Genehmigung von LACHESIS e.V.,
Berufsverband für Heilpraktikerinnen,
Verein von Frauen zur Förderung der Naturheilkunde

 

Foto: Julia Zolotova/ Unsplash