Presseinfo: Kürzungen im Bereich der Suchthilfe

veröffentlicht am 21.05.2015

Sozialausschuss der Städteregion nimmt Kürzungen im Bereich der Suchthilfe zur Kenntnis

Der Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Senioren und demographischen Wandel der Städteregion Aachen wurde am 6. Mai von der Verwaltung des Gesundheitsamtes über die Konsequenzen informiert, die die Festschreibung der regionalen Zuschüsse für 2015 an die Suchthilfe in der Stadt und Städteregion auf dem Niveau von 2014 hat. Konkret ist die Rede von Einsparungen in Höhe von rund 86.000 Euro im Bereich der Suchthilfe in der Stadt Aachen sowie von weiteren 50.500 Euro für die Suchthilfe in der Städteregion. „Dies führt zu nicht klar absehbaren Einschränkungen in der Versorgung von suchtkranken Menschen in der Region“, betonen Marion Timm und Bernhard Verholen für die Vorstände von Diakonie und Caritas.

Kürzungen treffen nicht nur Betroffene hart
„Aber nicht nur Suchtkranke werden diese Kürzungen spüren, sondern auch beispielsweise Schüler, Multiplikatoren und die Allgemeinbevölkerung in der Stadt und Städteregion“, erklärt Gudrun Jelich, Leiterin der Suchthilfe Aachen.Gekürzt werde in der Suchtberatung Alsdorf, in der Psychosozialen Betreuung von Substituierten im gesamten Zuständigkeitsbereich, im Bereich Streetwork und Sozialdienst in der Grundversorgung Schwerstabhängiger am Kaiserplatz sowie in den Angeboten der Fachstelle für Suchtprävention. „Damit können rund 90 von 300 substituierten Klienten nicht weiter betreut werden“, beschreibt Gudrun Jelich die Situation. Die Experten befürchten eine Verelendung dieser Personen und deren – häufig problematischen – Verbleib im öffentlichen Raum. Diese kämen dann zu den bisher auffälligen Menschen dazu, die durch die Streichungen nun seltener von Streetworkern an den Szeneplätzen in der Stadt aufgesucht werden können. Auch das Spritzensammlerprojekt und die intensive Betreuung Schwerstabhängiger in den Einrichtungen am Kaiserplatz werden eingeschränkt. All dies kann auch zu einer zusätzlichen Belastung des sozialen Friedens in der Aachener Innenstadt führen. „Betroffene und Angehörige, die schnelle Hilfe suchen, werden in der Suchtberatung Baustein in Alsdorf nun häufiger auf den Anrufbeantworter geleitet, was eine zusätzliche Hürde für die Ratsuchenden bedeutet“, erklärt Kalle Wilms, Leiter der Suchthilfe in der Städteregion. „Durch die Einschränkungen wird das Sekretariat nachmittags nicht mehr besetzt sein können.“

Weniger Prävention für Kinder und Jugendliche
Für die wichtige und zukunftsweisende Arbeit der Fachstelle für Suchtprävention bedeuten die finanziellen Engpässe rund die Hälfte weniger Klassenbesuche, eine Einschränkung im Bereich der Weiterbildung von Multiplikatoren sowie in der Koordination der Suchtvorbeugung in den einzelnen Kommunen. Dies betrifft mindestens 20 Schulklassen mit ca. 500-600 Schülern, ca. 300 Fachkräfte aus Grund- und weiterführenden Schulen, Kindertageseinrichtungen, der Jugendarbeit und –hilfe sowie die Unterstützung in fünf Arbeitskreisen. „Die von uns in allen Bereichen angestrebten Multiplikatoreneffekte, die durch reduzierte Angebote nicht mehr in dem Umfang erreichbar sind, haben langfristig negative Auswirkungen“, weiß Gudrun Jelich. „Grundsätzlich spricht man hier vom ‚vier zu eins Prinzip’: Das heißt jeder in die Prävention investierte Euro, zahlt sich vierfach in der späteren Investition in Hilfe, Beratung und Therapie aus.“ Ihr Kollege Kalle Wilms fasst zusammen: „Die kurzzeitigen Folgen sowie langfristigen Effekte dieser Kürzungen sind selbst für uns als Fachleute nicht wirklich umfassend abzuschätzen, geben aber Anlass zu großer Sorge.“

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